Lisa erwachte und sah auf die Uhr. Es war halb 12. Aarons Platz war
leer. Ein Nachtlicht schimmerte matt. Lisa stand auf und schlüpfte
in ihre Hausschuhe. Sie fröstelte, als sie in dem kleinen Hemdchen
auf den Flur trat, um zur Toilette zu gehen. Es war nun doch ziemlich
kalt mit bloßen Pobacken. Auch der Flur war matt erleuchtet. Aber
nicht nur er. Unter der Tür von Dr. Stammanns Zimmer war ein dicker
Lichtbalken zu sehen. War er so spät noch am Arbeiten? Lisa blieb
unbewusst stehen, gierig, jeden Reiz der neuen Umgebung wahrzunehmen
und sich zu orientieren. Aus dem Zimmer Dr. Stammanns hörte sie
gedämpfte Stimmen. Die eine war seine, das konnte sie erkennen.
Die andere eine weibliche.
"Nein, mein Schatz, solange ich das Sagen habe, wirst du dich
hier einfinden. Nachdem du dir diese Eskapaden erlaubt hast, habe ich
dich gerne mal eine Woche unter Kontrolle!" Lisa zuckte. Wer konnte
das sein? Seine Tochter? "Mein Schatz" hatte er gesagt! Er
war nicht der Typ, der mit Kosenamen um sich warf. Es musste also jemand
sehr Vertrautes sein. Lisa war nun näher an der Tür. Sie bemühte
sich, sehr leise zu sein. Nun ertönte die Stimme der Frau und irgendwie...
wer war das nur? "Aber, Samuel! Ich bitte dich. Ich habe doch gesagt,
ich mache das nicht wieder." "Und der Haushalt! Alles liegt
brach... Mechthild! Wenn ich jetzt noch mehr Widerworte von dir höre,
dann werde ich mir überlegen, ob du nicht eine Strafverschärfung
brauchst!"
Mechthild! Lisa blieb der Mund offen stehen. Unsere Mechthild ist die
Frau von Stammann! Lisa wurde einiges klar. Warum sie sich etwas abseits
hielt. Und warum ihr der Ruf anhing, sie würde sich selbst einweisen.
Klar, ihr Mann war ja schon hier!
Lisa wartete. Mechthild musste doch etwas erwidern. Angestrengt lauschte
sie. Die Tür öffnete sich und Lisa beeilte sich, weiter zu
kommen. Zu spät! "Lisa!" Dr. Stammann stand im erleuchteten
Rechteck der Türöffnung. "Ich... ich... will zur Toilette."
Lisa war ganz verstört. Es musste auch Dr. Stammann aufgefallen
sein, dass sie sich merkwürdig verhielt. " Lisa, hast du gelauscht?"
"Ich konnte nichts dafür... es ist hier so leise und ich...
war auf dem Flur... und da..." Lisa stotterte. "Geh zur Toilette
und dann komm in mein Büro, Lisa!" Oh je, was war das nun
wieder. Lisa ging eilig in das Bad. Ihre Gedanken schlugen Kapriolen.
Als sie vor Stammanns Tür stand, zögerte sie. Sollte sie
klopfen? Aber abermals öffnete sich die Tür wie von Geisterhand.
Lisa wurde am Arm hinein gezogen und auf den Stuhl verfrachtet. Mechthild
stand verweint neben seinem Stuhl, die Hände auf der Kehrseite.
"Lisa, was du hier gehört hast, war nicht für deine Ohren
bestimmt, das weißt du." Sie wollte etwas sagen, sich entschuldigen,
sich erklären. Aber der Doktor brachte sie mit einer Handbewegung
zum Schweigen. "Ich gehe davon aus, das heißt, du wirst es
mir versprechen, dass du keinem ein Wörtchen darüber sagst!"
"Nein, sicher nicht, Herr Stammann." "Gut so, aber ich
kann dir das Lauschen nicht so einfach durchgehen lassen, das ist dir
ja wohl klar." Lisa atmete schwer. "Aber ich kann doch nichts
dafür... !"
"Ruhe!" Stammanns Hand knallte auf den Tisch, und Lisa befürchtete,
dass nun gleich die versammelte Mannschaft auftauchen würde. Stammann
griff zum Telefon, wählte kurz und sprach: "Aaron, es tut
mir leid, Sie aus dem Bett zu holen, aber wir haben etwas mit Lisa zu
klären... Ja, im Büro, bis gleich."
In der Zeit des Wartens sprach niemand ein Wort. Als sich die Tür
öffnete, schob sich ein ziemlich verschlafener Aaron hinein. Er
warf einen Blick auf Lisa und dann auf Herrn Stammann. Lisa sprang vom
Stuhl auf und wagte nicht, jemandem ins Gesicht zu sehen. Aaron nahm
auf dem freigewordenen Stuhl Platz und bekam die ganze Angelegenheit
von dem Doktor erklärt. "Wir wollen die Angelegenheit nicht
im Kreis, sondern außer der Reihe klären, Aaron, Sie verstehen."
Ja, Aaron verstand. Er nahm Lisa bei der Hand, die jetzt nicht nur
vor Kälte bibberte und sagte: "Ich Mach' das schon, Herr Stammann,
keine Sorge." Damit nickte er seinem Chef zu und zog Lisa mit sich
in ihr Zimmer. Aaron setzte sich aus Lisas Bett und sah sie an. Er zeigte
auf seinen Schoß. Lisa sollte sich überlegen. Sie merkte,
dass er zu dieser Uhrzeit keine Lust hatte, viel zu reden. Lisa ging
zu Ihrem Bett, krabbelte aber schnell unter die Decke, statt sich über
sein Knie zu bequemen. Aaron sah, dass sie vor Kälte zitterte.
"Na gut, dir ist zu kalt, das sehe ich. Leg dich daher also bitte
auf den Bauch. Ich hau dir jetzt den Popo voll!" Lisa drehte sich
murrend auf den Bauch. Aaron schob ihr das Kopfkissen und zwei Sofakissen
unter das Becken, so dass der Popo schön exponiert da lag. Er richtete
die Bettdecke so, dass Lisa bis auf den Po eingehüllt war. "So,
Lisa, nimm die Hände nach hinten und halte bitte deine Pobacken
zusammen." Lisa musste ihre Hände seitlich an den Po legen
und ihre Bäckchen zusammendrücken. Und dann KLATSCH- KLATSCH-
KLATSCH bekam Lisa drei Klapse auf den Pospalt, die ihr die Luft nahmen.
Er musste mit voller Kraft gehauen haben. Sie sog die Luft tief ein
und weinte dann laut. Dieser Intensität konnte sie nicht standhalten.
Ihr wurde bewusst, wie viel zarter er mit ihr die letzten Male verfahren
war.
"So, mein Fräulein, das Lauschen lässt du in Zukunft.
Haben wir uns verstanden? ...Hallo! ...ob wir uns verstanden haben?
...Lisa! ...KLATSCH. Hast du gehört?" - Lisa gab ein jämmerliches
jaaaaaaaa von sich. "Na also!" Aaron bettetet sie wieder richtig,
ließ sie aber auf dem Bauch liegen. Er ging zum Schrank und entnahm
ihm ein Paar warme Socken, hob die Bettdecke noch einmal und zog sie
Lisa über. Dann setzte er sich wieder auf das Sofa und wartete,
bis Lisa sich beruhigt hatte. Das dauerte eine ganze Zeit, denn die
Schläge schmerzten höllisch. Er wollte damit ein Zeichen setzten
und sicher gehen, dass Lisa sich so genau daran erinnerte und nichts
ausplapperte.
Erst nach gut einer Stunde kam sie zur Ruhe und war wieder eingeschlafen.
Aaron hauchte ihr heimlich einen Kuss aufs Haar und ging. Hoffentlich
war der Erziehungstag nun wirklich zu Ende...
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