Nachdem das Abendbrot beendet war, fanden sich so nach und nach alle
in dem Wohnzimmer ein. Lisa setzte sich auf ein halbrundes rotes Sofa;
Aaron nahm neben ihr Platz. Er hatte ein Pokerface aufgesetzt. Nicht
eine Gemütsbewegung war abzusehen. Lisa beschloss, sich erst mal
alles anzusehen und sich nicht verrückt zu machen. Erstaunt stellte
sie fest, dass alle saßen, aber noch viel Platz auf den diversen
Sitzgelegenheiten war. Sie und Aaron hatten das Sofa für sich.
Dr. Stammann erschien mit einem Stapel Mappen, die Lisa bekannt vorkamen.
In so eine hatte Aaron heute in der Mittagsruhe geschrieben. Stammann
setzt sich in einen Sessel. Er schaute auf die Mappen und begann dann:
"So, fangen wir heute gleich mal mit Lisa an." Damit hatte
sie nicht gerechnet. Sie krallte ihre Hände ins Sofapolster. Er
schlug die Mappe auf. "Ja, Lisa, du kannst oder willst also nicht
gehorchen. Darum bist du hier. Aaron, bitte erzählen Sie, wie der
erste Tag war." Aaron erhob sich und nahm die Mappe an sich und
sah kurz hinein.
"Lisa hat, wie Sie wissen den Anfang schon bei Ihnen gemacht.
Sie hat Ihnen nicht geantwortet. Erst als zweimal Maßnahmen ergriffen
wurden, hat sie Ihre Fragen wie es sein soll beantwortet. Sie räumte
ihren Schrank nicht ein, was ich ihr aufgetragen hatte und musste mehrfach
durch Schläge auf den Po unterstützt werden. Allerdings hat
sie die Vorschrift, an der Hand zu gehen, nachdem sie ihr einmal deutlich
gemacht wurde, sofort brav befolgt und sich daran gehalten! Das Vorgehen
beim Mittagsschlaf musste ich ebenfalls auf ihrem Po bekräftigen,
ebenso, dass sie zu antworten hat, wenn sie gefragt wird. Lisa kam am
Abend nicht zur verabredeten Zeit ins Zimmer zurück, was ihr einen
Besuch in die Erziehung einbrachte. Das war nötig. Dort allerdings
hat sie sich sehr folgsam verhalten. Auch hat sie die Station am Nachmittag
nicht verlassen, obwohl sie es eigentlich gerne getan hätte. Aber
ich hatte ihr einen Spaziergang zur Strafe für ihren Ungehorsam
gestrichen."
Lisa hatte sich alles angehört und wusste nun nicht, wie sie sich
verhalten sollte. Sie sah auf Stammanns Stirn Querfalten entstehen und
rutschte unruhig auf ihrem noch brennenden Popo hin und her.
Er meldete sich zu Wort: "Habe ich das richtig verstanden, Aaron,
dass dieses Mädchen heute über den Tag verteilt, mehrfach
ungehorsam war und Hiebe bezogen hat? Ich habe mitgerechnet, es müssen
mehr als sechs Portionen gewesen sein."
"Ja, das ist leider richtig. Ich habe die Intensität immer
etwas gesteigert, aber sie hat eben ihren Dickkopf." Lisa schob
inzwischen die Unterlippe vor. Es gefiel ihr gar nicht, so bloßgestellt
zu werden. Das mit dem Dickkopf hatte sie schon oft gehört. Gabriel
warf es ihr auch immer vor. Aber nun hier vor allen Leuten! Nein, das
war zu peinlich. "Lisa, steh bitte auf! Stell dich in die Mitte
hier zwischen uns... So... ist das wahr? Warst du heute wiederholt unfolgsam?"
Lisa nickte. "Lisa! Du weißt, dass du antworten sollst. Mach
es nicht noch schlimmer!" "Ja, ich weiß auch nicht,
es passierte einfach so. Ich wollte das gar nicht." "Ja, Lisa,
das glaube ich dir, aber du wirst es lernen! Aaron wird ab sofort Übungen
mit dir machen, bei denen dein Gehorsam gefragt ist. - Und du wirst
folgen. Haben wir uns verstanden?"
Lisa nickte und schob aber schnell ein "Ja" hinterher. "Nun
müssen wir uns überlegen, ob deine Behandlung nicht doch zu
sanft für dich war. Aaron, Sie werden die fälligen Bestrafungen
morgen auf dem großen Flur vornehmen oder in der Erziehung bei
geöffneter Tür. Das hat vorhin doch ganz gut gefruchtet oder
ist seitdem noch etwas gewesen?" Lisa wollte einwenden, dass das
ja auch eben erst gewesen ist, traute sich aber nicht. Aaron stimmte
zu. "Lisa," sagte Aaron "du wirst heute Abend einen Stuhl
in den Flur vor deinem Zimmer stellen, damit ich dich morgen dort versohlen
kann, wenn es nötig ist. Ist das klar?" Lisa stammelt ein
"Ja". "Und nun kommst du zu mir und legst dich hier über
mein Knie!" Aarons Stimme war streng wie nicht zuvor. Lisa atmete
schwer, als sie der Aufforderung nachkam und wartete angespannt auf
erste Hiebe. Aber es geschah nichts dergleichen. Es war wohl nur eine
der angekündigten Übungen. Jedoch - konnte man da so sicher
sein? Sie lag über Aarons Knien, den Po hoch in die Luft gereckt.
Das war eine unsichere Situation, die er mit Sicherheit bei der geringsten
Unfolgsamkeit ausnutzen würde.
"Schau mich an, Lisa, wie sollst du dich in Zukunft verhalten?"
Stammann herrschte Lisa an. "Ich... ich... soll..." Lisa stotterte.
- Und - patsch - da war er, der erste Klaps. "Ich soll gehorchen
und nicht dickköpfig sein," sagte Lisa sehr schnell. "Ja,
genau, und ich werde dir dabei helfen", schob Aaron ein. Damit
war das Kapitel Lisa abgeschlossen, die Mappe wurde zur Seite gelegt.
Lisa wollte sich aufrichten, aber eine kräftige Hand auf ihrem
Rücken drückte sie zurück.
Nach ihr war Alexa an der Reihe. "Nun, Alexa, dass wir das von
dir einmal geboten kriegen, hätte ich nicht gedacht. Geh in die
Mitte und sage uns selbst mal, was da passiert ist." Stammann schaute
amüsiert aus der Wäsche, und auch die anderen lachten. Lisa
schloss daraus, dass Alexa in der Regel nicht bestraft werden musste.
Die ging nun in die Mitte, nannte die Sache kurz beim Namen und versprach,
es nicht zu wiederholen. Auch ihre Stimme verriet, dass sie es nicht
schwer nahm und eigentlich lachen musste.
Nun kam Maike dran, und ihr ging es wesentlich schlechter. Außer
der Aktion im Park hatte es noch einige Auseinandersetzungen mit Marko
gegeben. Maike war oft störrisch und boykottierte einfach, was
ihr nicht passte. Noch im Wohnzimmer wurde Maike übers Knie gelegt
und musste sich anschließend von jedem Betreuer einen Extraklaps
abholen. Dann musste sie versprechen, artig zu sein, was sie verbissen
tat.
Lisa - den Po nach oben, das Gesicht nach unten - erfuhr noch so einiges,
wobei ihr ein Licht aufging. Tatjana hatte ein Mobiltelefon im Zimmer
versteckt und war beim Benutzen ertappt worden. Sie sollte direkt nach
dem Kreis in ihr Zimmer gehen, wo sie den Rest des Tages Stubenarrest
haben würde. Sonja ging in die Mitte, ließ die Strafpredigt
über sich ergehen, griff dann mit jeweils zwei Fingern einen Zipfel
ihres T-Shirt-Saumes, machte einen betont artigen Knicks und sagte,
dass eine wohlerzogene junge Dame sich nicht derart ungebührlich
verhalten soll und Strafe verdient hätte. Natürlich hatte
sie wieder die Lacher auf ihrer Seite. Nur Stammann schaffte es irgendwie,
ernst zu bleiben und schickte Sonja in eine Ecke des Raumes, in die
sie sich auf einem Podest mit dem Gesicht zur Wand stellen musste.
Dort hatte wohl schon heute Mittag Mechthild ihre Mittagsruhe verbringen
müssen. Das ging aus Mechthilds Besprechung hervor. Lisa war jetzt
auch klar, warum sie nachmittags im Ruheraum geschlafen hatte.
Tatsächlich musste Lisa während des gesamten Kreises über
Aarons Schoß liegen. Dann aber entspannte sich die Atmosphäre
wieder, sie wurde aufgestellt. Gesellschaftsspiele wurden hervorgeholt.
Besonders eines hatte die Mädchen in seinen Bann gezogen. Sie schienen
regelrecht süchtig danach. Auch Lisa wurde von der Begeisterung
angesteckt und spielte einige Runden mit. Dann hieß sie Aaron
ins Bad kommen, wo er ein Wannenbad eingelassen hatte. Lisa wurde gebadet
und gecremt wie zu Hause. Dann bekam sie wieder das Hemdchen an. Es
ging ihr durch den Kopf, dass Gabriel mehr Anweisungen gegeben hatte,
als sie zunächst vermutete.
Danach durfte sie mit ihm telefonieren. Aaron war dabei. Gabriel fragte
viel, so dass Lisa oft nur ja oder nein sagen musste. Lisa nahm es Gabriel
nicht übel, dass er sie her gebracht hatte. Sie wusste, dass es
Not tat. Und es war ein schönes Gefühl, seine besorgte Stimme
zu hören. Lisa beendete das Gespräch, nachdem er ihr gute
Nacht gewünscht hatte. Aaron beförderte sie kurzerhand ins
Bett. Erstaunt fragte Lisa, ob denn die anderen auch schon im Bett wären,
denn sie hörte doch noch Stimmen aus dem Wohnzimmer.
"Nein, die dürfen noch aufbleiben," Aaron lächelte,
und Lisa zweifelte, ob es gut war, dass Gabriel so viele Anweisungen
gegeben hatte. Es lohnte sich nicht, dagegen aufzubegehren. Aaron blieb
neben ihrem Bett sitzen und las. Auch Lisa durfte noch etwas schmökern.
Als sie schon so richtig bettschwer war, fiel ihr etwas ein: Flugs stand
sie auf und stellte einen Stuhl vor die Tür ihres Zimmers. Dann
krabbelt sie wieder ins Bett und ließ sich von Aaron einkuscheln.
Der letzte Blick fiel auf das Mineralwasser, das auf ihrem Nachtschrank
bereit stand - ganz wie zuhause. "Lieber Gabriel", dachte
Lisa noch und schlief dann geborgen ein.
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