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Wochenbetreuung

Kapitel 6 - Der Kreis


 


Nachdem das Abendbrot beendet war, fanden sich so nach und nach alle in dem Wohnzimmer ein. Lisa setzte sich auf ein halbrundes rotes Sofa; Aaron nahm neben ihr Platz. Er hatte ein Pokerface aufgesetzt. Nicht eine Gemütsbewegung war abzusehen. Lisa beschloss, sich erst mal alles anzusehen und sich nicht verrückt zu machen. Erstaunt stellte sie fest, dass alle saßen, aber noch viel Platz auf den diversen Sitzgelegenheiten war. Sie und Aaron hatten das Sofa für sich.

Dr. Stammann erschien mit einem Stapel Mappen, die Lisa bekannt vorkamen. In so eine hatte Aaron heute in der Mittagsruhe geschrieben. Stammann setzt sich in einen Sessel. Er schaute auf die Mappen und begann dann: "So, fangen wir heute gleich mal mit Lisa an." Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie krallte ihre Hände ins Sofapolster. Er schlug die Mappe auf. "Ja, Lisa, du kannst oder willst also nicht gehorchen. Darum bist du hier. Aaron, bitte erzählen Sie, wie der erste Tag war." Aaron erhob sich und nahm die Mappe an sich und sah kurz hinein.

"Lisa hat, wie Sie wissen den Anfang schon bei Ihnen gemacht. Sie hat Ihnen nicht geantwortet. Erst als zweimal Maßnahmen ergriffen wurden, hat sie Ihre Fragen wie es sein soll beantwortet. Sie räumte ihren Schrank nicht ein, was ich ihr aufgetragen hatte und musste mehrfach durch Schläge auf den Po unterstützt werden. Allerdings hat sie die Vorschrift, an der Hand zu gehen, nachdem sie ihr einmal deutlich gemacht wurde, sofort brav befolgt und sich daran gehalten! Das Vorgehen beim Mittagsschlaf musste ich ebenfalls auf ihrem Po bekräftigen, ebenso, dass sie zu antworten hat, wenn sie gefragt wird. Lisa kam am Abend nicht zur verabredeten Zeit ins Zimmer zurück, was ihr einen Besuch in die Erziehung einbrachte. Das war nötig. Dort allerdings hat sie sich sehr folgsam verhalten. Auch hat sie die Station am Nachmittag nicht verlassen, obwohl sie es eigentlich gerne getan hätte. Aber ich hatte ihr einen Spaziergang zur Strafe für ihren Ungehorsam gestrichen."

Lisa hatte sich alles angehört und wusste nun nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie sah auf Stammanns Stirn Querfalten entstehen und rutschte unruhig auf ihrem noch brennenden Popo hin und her.
Er meldete sich zu Wort: "Habe ich das richtig verstanden, Aaron, dass dieses Mädchen heute über den Tag verteilt, mehrfach ungehorsam war und Hiebe bezogen hat? Ich habe mitgerechnet, es müssen mehr als sechs Portionen gewesen sein."
"Ja, das ist leider richtig. Ich habe die Intensität immer etwas gesteigert, aber sie hat eben ihren Dickkopf." Lisa schob inzwischen die Unterlippe vor. Es gefiel ihr gar nicht, so bloßgestellt zu werden. Das mit dem Dickkopf hatte sie schon oft gehört. Gabriel warf es ihr auch immer vor. Aber nun hier vor allen Leuten! Nein, das war zu peinlich. "Lisa, steh bitte auf! Stell dich in die Mitte hier zwischen uns... So... ist das wahr? Warst du heute wiederholt unfolgsam?"
Lisa nickte. "Lisa! Du weißt, dass du antworten sollst. Mach es nicht noch schlimmer!" "Ja, ich weiß auch nicht, es passierte einfach so. Ich wollte das gar nicht." "Ja, Lisa, das glaube ich dir, aber du wirst es lernen! Aaron wird ab sofort Übungen mit dir machen, bei denen dein Gehorsam gefragt ist. - Und du wirst folgen. Haben wir uns verstanden?"
Lisa nickte und schob aber schnell ein "Ja" hinterher. "Nun müssen wir uns überlegen, ob deine Behandlung nicht doch zu sanft für dich war. Aaron, Sie werden die fälligen Bestrafungen morgen auf dem großen Flur vornehmen oder in der Erziehung bei geöffneter Tür. Das hat vorhin doch ganz gut gefruchtet oder ist seitdem noch etwas gewesen?" Lisa wollte einwenden, dass das ja auch eben erst gewesen ist, traute sich aber nicht. Aaron stimmte zu. "Lisa," sagte Aaron "du wirst heute Abend einen Stuhl in den Flur vor deinem Zimmer stellen, damit ich dich morgen dort versohlen kann, wenn es nötig ist. Ist das klar?" Lisa stammelt ein "Ja". "Und nun kommst du zu mir und legst dich hier über mein Knie!" Aarons Stimme war streng wie nicht zuvor. Lisa atmete schwer, als sie der Aufforderung nachkam und wartete angespannt auf erste Hiebe. Aber es geschah nichts dergleichen. Es war wohl nur eine der angekündigten Übungen. Jedoch - konnte man da so sicher sein? Sie lag über Aarons Knien, den Po hoch in die Luft gereckt. Das war eine unsichere Situation, die er mit Sicherheit bei der geringsten Unfolgsamkeit ausnutzen würde.
"Schau mich an, Lisa, wie sollst du dich in Zukunft verhalten?" Stammann herrschte Lisa an. "Ich... ich... soll..." Lisa stotterte. - Und - patsch - da war er, der erste Klaps. "Ich soll gehorchen und nicht dickköpfig sein," sagte Lisa sehr schnell. "Ja, genau, und ich werde dir dabei helfen", schob Aaron ein. Damit war das Kapitel Lisa abgeschlossen, die Mappe wurde zur Seite gelegt. Lisa wollte sich aufrichten, aber eine kräftige Hand auf ihrem Rücken drückte sie zurück.

Nach ihr war Alexa an der Reihe. "Nun, Alexa, dass wir das von dir einmal geboten kriegen, hätte ich nicht gedacht. Geh in die Mitte und sage uns selbst mal, was da passiert ist." Stammann schaute amüsiert aus der Wäsche, und auch die anderen lachten. Lisa schloss daraus, dass Alexa in der Regel nicht bestraft werden musste. Die ging nun in die Mitte, nannte die Sache kurz beim Namen und versprach, es nicht zu wiederholen. Auch ihre Stimme verriet, dass sie es nicht schwer nahm und eigentlich lachen musste.

Nun kam Maike dran, und ihr ging es wesentlich schlechter. Außer der Aktion im Park hatte es noch einige Auseinandersetzungen mit Marko gegeben. Maike war oft störrisch und boykottierte einfach, was ihr nicht passte. Noch im Wohnzimmer wurde Maike übers Knie gelegt und musste sich anschließend von jedem Betreuer einen Extraklaps abholen. Dann musste sie versprechen, artig zu sein, was sie verbissen tat.

Lisa - den Po nach oben, das Gesicht nach unten - erfuhr noch so einiges, wobei ihr ein Licht aufging. Tatjana hatte ein Mobiltelefon im Zimmer versteckt und war beim Benutzen ertappt worden. Sie sollte direkt nach dem Kreis in ihr Zimmer gehen, wo sie den Rest des Tages Stubenarrest haben würde. Sonja ging in die Mitte, ließ die Strafpredigt über sich ergehen, griff dann mit jeweils zwei Fingern einen Zipfel ihres T-Shirt-Saumes, machte einen betont artigen Knicks und sagte, dass eine wohlerzogene junge Dame sich nicht derart ungebührlich verhalten soll und Strafe verdient hätte. Natürlich hatte sie wieder die Lacher auf ihrer Seite. Nur Stammann schaffte es irgendwie, ernst zu bleiben und schickte Sonja in eine Ecke des Raumes, in die sie sich auf einem Podest mit dem Gesicht zur Wand stellen musste.

Dort hatte wohl schon heute Mittag Mechthild ihre Mittagsruhe verbringen müssen. Das ging aus Mechthilds Besprechung hervor. Lisa war jetzt auch klar, warum sie nachmittags im Ruheraum geschlafen hatte.

Tatsächlich musste Lisa während des gesamten Kreises über Aarons Schoß liegen. Dann aber entspannte sich die Atmosphäre wieder, sie wurde aufgestellt. Gesellschaftsspiele wurden hervorgeholt. Besonders eines hatte die Mädchen in seinen Bann gezogen. Sie schienen regelrecht süchtig danach. Auch Lisa wurde von der Begeisterung angesteckt und spielte einige Runden mit. Dann hieß sie Aaron ins Bad kommen, wo er ein Wannenbad eingelassen hatte. Lisa wurde gebadet und gecremt wie zu Hause. Dann bekam sie wieder das Hemdchen an. Es ging ihr durch den Kopf, dass Gabriel mehr Anweisungen gegeben hatte, als sie zunächst vermutete.
Danach durfte sie mit ihm telefonieren. Aaron war dabei. Gabriel fragte viel, so dass Lisa oft nur ja oder nein sagen musste. Lisa nahm es Gabriel nicht übel, dass er sie her gebracht hatte. Sie wusste, dass es Not tat. Und es war ein schönes Gefühl, seine besorgte Stimme zu hören. Lisa beendete das Gespräch, nachdem er ihr gute Nacht gewünscht hatte. Aaron beförderte sie kurzerhand ins Bett. Erstaunt fragte Lisa, ob denn die anderen auch schon im Bett wären, denn sie hörte doch noch Stimmen aus dem Wohnzimmer.

"Nein, die dürfen noch aufbleiben," Aaron lächelte, und Lisa zweifelte, ob es gut war, dass Gabriel so viele Anweisungen gegeben hatte. Es lohnte sich nicht, dagegen aufzubegehren. Aaron blieb neben ihrem Bett sitzen und las. Auch Lisa durfte noch etwas schmökern. Als sie schon so richtig bettschwer war, fiel ihr etwas ein: Flugs stand sie auf und stellte einen Stuhl vor die Tür ihres Zimmers. Dann krabbelt sie wieder ins Bett und ließ sich von Aaron einkuscheln. Der letzte Blick fiel auf das Mineralwasser, das auf ihrem Nachtschrank bereit stand - ganz wie zuhause. "Lieber Gabriel", dachte Lisa noch und schlief dann geborgen ein.