© Lilli
Wochenbetreuung

Kapitel 4 - Ein schöner Nachmittag


 


Lisa bemerkte eine kühle Hand auf ihrer Stirn und sah in Aarons lächelnde Augen. Sie hatte tatsächlich geschlafen! Aaron strich ihr übers Haar. "Komm, es ist schon drei Uhr, du kannst dir einen Kaffee oder Tee nehmen. Es ist gedeckt im Essraum. Dann kannst du machen, wozu du Lust hast." Lisas Blick flog direkt zum Fenster, aber Aaron zerstörte ihre Hoffnung. "Nur hinaus darfst du nicht. Wenn man so oft eine Strafe haben musste wie du heute, dann finde ich, dass man nicht auch noch belohnt werden sollte! Geh' in die Bibliothek oder den Ruheraum oder was dich sonst reizt." "Wo bist du denn gleich?" "Wir machen jetzt eine Besprechung, aber falls was ist, findest du uns im Konferenzzimmer. Das ist jeden Nachmittag so. Um 18.00 komme ich wieder zu dir hier ins Zimmer. Dann solltest du da sein!" Lisa zog sich etwas schlaftrunken an und ging dann einen Kaffe trinken. Es war niemand anderes da, aber benutzte Tassen standen noch auf dem Tisch. Auch Obst war dort, und Lisa ließ es sich schmecken.

Nach einer Weile beschloss sie, sich umzusehen. Die anderen waren wohl schon fertig, aber irgendwo mussten sie ja sein. Sie öffnete die Tür zum Ruheraum. Da lag eine Frau, die ihr vorher schon aufgefallen war. Sie war sehr hübsch. Lisa schätzte sie auf knapp über 40. Da sie schlief, ging Lisa wieder. Aus der Bibliothek hörte sie Stimmen. Etwas unsicher ging sie hinein. Vor dem Kamin lagen und hockten vier Mädchen. Sie sahen auf, als Lisa kam. "Hallo Lisa, Los komm zu uns! Setz oder leg dich hin, je nachdem was du kannst." Das hatte Alexandra gesagt. Sie saß im Schneidersitz da. Noch zwei andere bildeten einen Kreis mit ihr. In ihrer Mitte lag Maike auf dem Bauch.

Lisa ließ sich bei ihnen nieder. "Wir treffen uns immer um diese Zeit hier. Du kannst gerne dazu kommen." "Danke, das ist sehr nett," Lisa freute sich, so gut aufgenommen zu werden. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich vor den anderen nicht zu schämen brauchte. Es ging ihnen ja keinen Deut besser. "Ich war erst im Ruheraum, aber da schlief jemand." "Ja, Mechthild. Sie ist etwas eigenartig, bekommt nie Anrufe oder so. Alle glauben, dass sie sich selbst hier immer mal wieder einweist." Die Mädchen kicherten. Birgit und Sonja schienen Lisa auch sehr nett zu sein. Alexandra hatte sie von Anfang an sympathisch gefunden.

Die Tür öffnete sich und Tatjana trat ein. Sie hatte sehr verweinte Augen und bewegte sich vorsichtig. Lisa erinnerte sich, sie aus der Erziehung weinen gehört zu haben. War sie eigentlich bei Mittagessen gewesen? Lisa war sich nicht sicher. Plötzlich wurden die Mädchen lebendig. Sie rückten auseinander und winkten Tatjana heran. Birgit holte ein großes Kissen vom Sofa. Tatjana legte sich bäuchlings darüber. Birgit und Alexandra streichelten ihren Rücken und Maike verließ den Raum, um mit einem feuchten Waschlappen wieder zu kommen. Die anderen beiden streiften dem verhauenen Mädchen vorsichtig die Hose herunter.

Lisa bekam einen Schreck: Der Popo war von Striemen übersät, dunkelrot und etwas erhaben. Sie hatte eine wirklich anständige Tracht bekommen. "Sie ist bei Hans," erklärte Alexa. "Er ist sehr streng und fackelt nie lange." Der kalte Waschlappen ließ Tatjana kurz zucken, aber dann entspannte sie sich.

"Welchen Ruf hat Aaron?" Lisa war gespannt. "Er kann sehr liebevoll sein, aber er verträgt keinen Ungehorsam. Seine Spezialität ist es, einen mit Klapsen quer durch die Weltgeschichte zu treiben, wo er einen hin haben will. Und er hat eine kräftige Handschrift."

Nun konzentrierten die Mädchen sich völlig darauf, Tatjana zu trösten. Lisa kam sich sehr unbeholfen und etwas überflüssig vor. Nachdem aber der Lappen dreimal frisch gemacht und aufgelegt worden war, sagte Birgit zu ihr: "Bitte nimm doch mal das Rosenöl vom Kaminsims." Als Lisa es ihr geben wollte: "Verteile etwas davon auf ihrem Popo, ganz vorsichtig. Ich zeige dir, wie."

Tatjana ließ dankbar alles mit sich machen. Sie fasste sich allmählich wieder. "Was besprechen die Erzieher wohl zur Zeit?", wollte Lisa wissen. Die Mädchen sahen sich lächelnd an. Maike erklärte Lisa: "Sie besprechen unsere Erziehung, berichten was wir so alles angestellt haben, was sie mit uns veranstalteten und was dabei heraus gekommen ist. Du wirst es heute nach dem Abendbrot erfahren. Da wird nämlich alles in großer Runde besprochen, im "Kreis", wie sie sagen."

"Und welche Konsequenzen kann das so haben?" Lisa war bleich geworden. "Kommt drauf an. Wenn sie das Gefühl haben, du hast zuwenig bekommen oder es hat nichts genützt, bekommst du "Nachschlag". Irgendein Verbot oder noch was hinten drauf oder eine Standpauke. Etwas, wovon sie sich Besserung versprechen eben. Auf jeden Fall musst du versprechen, artig zu sein und es nicht wieder zu tun. Tust das nicht, dann wird's schlimm!" Alexa sah Maike an. Die nickte. Ich wollte es am Anfang nie sagen. Da musste ich einen Abend, während die anderen lasen oder spielten, in der Ecke stehen. Zwei Stunden!" Sie seufzte. Es kommt mir immer noch schwer über die Lippen. Ich mag einfach einige Ausdrücke nicht sagen. Ich habe es heimlich mit Alexa geübt. Nun geht es so einigermaßen. Aber sie wissen es natürlich und setzen es gezielt ein.

So erfuhr Lisa einige Einzelheiten und Erlebnisse der Mädchen. Sie selbst erzählte auch von sich und hatte das Gefühl, verstanden zu werden. Tatjanas Po wurde etwas blasser. Maike konnte schon wieder sitzen. Sie selbst spürte ihren Po kaum noch, wie sie erleichtert zur Kenntnis nahm. Sie plauderten über dies und das. Lisa sah auf die Uhr über dem Kamin. "Oh je, wir sollten doch um 18.00 im Zimmer sein! Es ist schon 5 nach!" "Das gilt wohl nur für dich. Wir müssen erst um halb 7 zum Essen kommen. Lauf mal lieber schnell!" Lisa sprang auf und rannte wie der Blitz zum Zimmer. Sie riss die Tür auf. Aaron saß am Schreibtisch und sah sehr ernst auf seinen Schützling.