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Lisa bemerkte eine kühle Hand auf ihrer Stirn und sah in Aarons
lächelnde Augen. Sie hatte tatsächlich geschlafen! Aaron strich
ihr übers Haar. "Komm, es ist schon drei Uhr, du kannst dir
einen Kaffee oder Tee nehmen. Es ist gedeckt im Essraum. Dann kannst
du machen, wozu du Lust hast." Lisas Blick flog direkt zum Fenster,
aber Aaron zerstörte ihre Hoffnung. "Nur hinaus darfst du
nicht. Wenn man so oft eine Strafe haben musste wie du heute, dann finde
ich, dass man nicht auch noch belohnt werden sollte! Geh' in die Bibliothek
oder den Ruheraum oder was dich sonst reizt." "Wo bist du
denn gleich?" "Wir machen jetzt eine Besprechung, aber falls
was ist, findest du uns im Konferenzzimmer. Das ist jeden Nachmittag
so. Um 18.00 komme ich wieder zu dir hier ins Zimmer. Dann solltest
du da sein!" Lisa zog sich etwas schlaftrunken an und ging dann
einen Kaffe trinken. Es war niemand anderes da, aber benutzte Tassen
standen noch auf dem Tisch. Auch Obst war dort, und Lisa ließ
es sich schmecken.
Nach einer Weile beschloss sie, sich umzusehen. Die anderen waren wohl
schon fertig, aber irgendwo mussten sie ja sein. Sie öffnete die
Tür zum Ruheraum. Da lag eine Frau, die ihr vorher schon aufgefallen
war. Sie war sehr hübsch. Lisa schätzte sie auf knapp über
40. Da sie schlief, ging Lisa wieder. Aus der Bibliothek hörte
sie Stimmen. Etwas unsicher ging sie hinein. Vor dem Kamin lagen und
hockten vier Mädchen. Sie sahen auf, als Lisa kam. "Hallo
Lisa, Los komm zu uns! Setz oder leg dich hin, je nachdem was du kannst."
Das hatte Alexandra gesagt. Sie saß im Schneidersitz da. Noch
zwei andere bildeten einen Kreis mit ihr. In ihrer Mitte lag Maike auf
dem Bauch.
Lisa ließ sich bei ihnen nieder. "Wir treffen uns immer
um diese Zeit hier. Du kannst gerne dazu kommen." "Danke,
das ist sehr nett," Lisa freute sich, so gut aufgenommen zu werden.
Sie hatte das Gefühl, dass sie sich vor den anderen nicht zu schämen
brauchte. Es ging ihnen ja keinen Deut besser. "Ich war erst im
Ruheraum, aber da schlief jemand." "Ja, Mechthild. Sie ist
etwas eigenartig, bekommt nie Anrufe oder so. Alle glauben, dass sie
sich selbst hier immer mal wieder einweist." Die Mädchen kicherten.
Birgit und Sonja schienen Lisa auch sehr nett zu sein. Alexandra hatte
sie von Anfang an sympathisch gefunden.
Die Tür öffnete sich und Tatjana trat ein. Sie hatte sehr
verweinte Augen und bewegte sich vorsichtig. Lisa erinnerte sich, sie
aus der Erziehung weinen gehört zu haben. War sie eigentlich bei
Mittagessen gewesen? Lisa war sich nicht sicher. Plötzlich wurden
die Mädchen lebendig. Sie rückten auseinander und winkten
Tatjana heran. Birgit holte ein großes Kissen vom Sofa. Tatjana
legte sich bäuchlings darüber. Birgit und Alexandra streichelten
ihren Rücken und Maike verließ den Raum, um mit einem feuchten
Waschlappen wieder zu kommen. Die anderen beiden streiften dem verhauenen
Mädchen vorsichtig die Hose herunter.
Lisa bekam einen Schreck: Der Popo war von Striemen übersät,
dunkelrot und etwas erhaben. Sie hatte eine wirklich anständige
Tracht bekommen. "Sie ist bei Hans," erklärte Alexa.
"Er ist sehr streng und fackelt nie lange." Der kalte Waschlappen
ließ Tatjana kurz zucken, aber dann entspannte sie sich.
"Welchen Ruf hat Aaron?" Lisa war gespannt. "Er kann
sehr liebevoll sein, aber er verträgt keinen Ungehorsam. Seine
Spezialität ist es, einen mit Klapsen quer durch die Weltgeschichte
zu treiben, wo er einen hin haben will. Und er hat eine kräftige
Handschrift."
Nun konzentrierten die Mädchen sich völlig darauf, Tatjana
zu trösten. Lisa kam sich sehr unbeholfen und etwas überflüssig
vor. Nachdem aber der Lappen dreimal frisch gemacht und aufgelegt worden
war, sagte Birgit zu ihr: "Bitte nimm doch mal das Rosenöl
vom Kaminsims." Als Lisa es ihr geben wollte: "Verteile etwas
davon auf ihrem Popo, ganz vorsichtig. Ich zeige dir, wie."
Tatjana ließ dankbar alles mit sich machen. Sie fasste sich allmählich
wieder. "Was besprechen die Erzieher wohl zur Zeit?", wollte
Lisa wissen. Die Mädchen sahen sich lächelnd an. Maike erklärte
Lisa: "Sie besprechen unsere Erziehung, berichten was wir so alles
angestellt haben, was sie mit uns veranstalteten und was dabei heraus
gekommen ist. Du wirst es heute nach dem Abendbrot erfahren. Da wird
nämlich alles in großer Runde besprochen, im "Kreis",
wie sie sagen."
"Und welche Konsequenzen kann das so haben?" Lisa war bleich
geworden. "Kommt drauf an. Wenn sie das Gefühl haben, du hast
zuwenig bekommen oder es hat nichts genützt, bekommst du "Nachschlag".
Irgendein Verbot oder noch was hinten drauf oder eine Standpauke. Etwas,
wovon sie sich Besserung versprechen eben. Auf jeden Fall musst du versprechen,
artig zu sein und es nicht wieder zu tun. Tust das nicht, dann wird's
schlimm!" Alexa sah Maike an. Die nickte. Ich wollte es am Anfang
nie sagen. Da musste ich einen Abend, während die anderen lasen
oder spielten, in der Ecke stehen. Zwei Stunden!" Sie seufzte.
Es kommt mir immer noch schwer über die Lippen. Ich mag einfach
einige Ausdrücke nicht sagen. Ich habe es heimlich mit Alexa geübt.
Nun geht es so einigermaßen. Aber sie wissen es natürlich
und setzen es gezielt ein.
So erfuhr Lisa einige Einzelheiten und Erlebnisse der Mädchen.
Sie selbst erzählte auch von sich und hatte das Gefühl, verstanden
zu werden. Tatjanas Po wurde etwas blasser. Maike konnte schon wieder
sitzen. Sie selbst spürte ihren Po kaum noch, wie sie erleichtert
zur Kenntnis nahm. Sie plauderten über dies und das. Lisa sah auf
die Uhr über dem Kamin. "Oh je, wir sollten doch um 18.00
im Zimmer sein! Es ist schon 5 nach!" "Das gilt wohl nur für
dich. Wir müssen erst um halb 7 zum Essen kommen. Lauf mal lieber
schnell!" Lisa sprang auf und rannte wie der Blitz zum Zimmer.
Sie riss die Tür auf. Aaron saß am Schreibtisch und sah sehr
ernst auf seinen Schützling.
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