© Onuk
Nachtruhe

 

Dass es so ein kribbeliges Gefühl sein würde, unter der Bettdecke zu lesen, hätte Lilli sich nie vorgestellt. Doch seit sie vor ein paar Tagen die Taschenlampe oben auf dem Sicherungskasten entdeckt hatte, war es ihr aufregendstes Abenteuer. Ansonsten verliefen die Tage in einer ruhigen Gleichmäßigkeit. Das kam natürlich ihren Examensvorbereitungen zugute. Onkel Otto hatte ihren ganzen Tagesablauf darauf abgestellt. Und er achtete streng darauf, dass er auch eingehalten wurde.
Lillis Hand schob sich unter ihre Pobacke. Oh ja, wenn sie hierbei erwischt würde, dann würde es einen ordentlichen Popovoll geben. Lilli musste die Lippen aufeinander pressen, um nicht laut loszukichern. Zu seltsam und peinlich war die Situation in der sie sich befand. Sie war schließlich kein kleines Mädchen mehr. Normalerweise würde ihr jeder jedwede Eigenständigkeit zuerkannt haben. Nicht jedoch ihr Onkel Otto. Seit Lilli eingewilligt hatte, sich seinen Regeln und Anweisungen - zumindest für diesen Lernaufenthalt - zu unterwerfen, hatte er ihren Tag in ein enges Zeitkorsett gezwängt. Lilli musste sich eingestehen, dass sie hier viel besser mit dem Lernen zurechtkam als zu Hause. Auch war es ein heimeliges Gefühl, mal wieder so ganz unter den Fittichen einer Person zu stehen, der sie großen Respekt entgegenbrachte und von der sie wusste, dass alles was sie tat nur zu ihrem Bestem war.
Nun gut. Nicht immer war Lilli dieser Meinung. Zum Beispiel haderte Lilli schon gelegentlich mit ihrem Schicksal, wenn der Onkel es mal wieder für nötig befand, Lilli in traditioneller Art und Weise den Hintern zu versohlen. Ja! So war das nun mal im "Hause Nukem". War das Mädel nicht brav, tat es nicht was es sollte, gab es gar Widerworte - augenblicklich hieß es "Komm mal her Lilli! - Hose runter! - Übers Knie!" Und schon schallte lautes Klatschen durch das traute Heim. Ermahnungen wurden gegeben und sehr bald gesellte sich Wehklagen hinzu.
Lilli knipste die Taschenlampe aus und schob den Kopf unter der Bettdecke hervor. Ja, von unten klangen Stimmen herauf. Onkel Otto und seine beiden Gäste unterhielten sich noch immer angeregt. Lilli errötete bei dem Gedanken daran, dass sie hatte dort unten erscheinen müssen, zum braven Gute Nacht sagen. Im Nachthemd. Man stelle sich das mal vor.
Ok! Es waren Onkel Ottos beste Freunde, zwei Männer in seinem Alter, die Lilli schon seit ihrer Kindheit kannte, und die sie auch schon immer 'Onkel' genannt hatte. Onkel Hein und Onkel Franz. Und irgendwie erschein es ihr so, dass die beiden immer noch nicht gemerkt hatten, dass sie nun nicht mehr wirklich als kleine Deern durchging. Auf jeden Fall hatten die nicht verwundert reagiert, als Lilli um halb zehn - man muss sich das mal vorstellen, um halb zehn - dort unten im Nachthemd erschien, sich ihren vorgezogenen Gute-Nacht-Kuss abzuholen. Normalerweise bekam sie den ja erst - ERST - um zehn, wenn Onkel Otto zu ihr herauf kam, um das Licht zu löschen. Heute aber, wegen der Gäste wurde von diesem Prozedere abgewichen. Lilli war mit einem Klaps auf den Po und der Ermahnung, auch ja um zehn das Licht auszumachen, nach oben geschickt worden.
Schnell war sie aus dem Zimmer gehüpft, damit die Männer nicht sehen konnten wie knallrot sie anlief. So ein Klaps war selbst vor alten Freunden der Familie überaus peinlich. Glücklicherweise wussten Lillis Freunde nichts von den Vorgängen im "Hause Nukem". Lilli hätte denen nie wieder unter die Augen treten können. Trotzdem hatte sie beim Treppesteigen trotzig gedacht. 'Klar, hier bin ich ein kleines Mädchen! Aber dafür hab ich jemanden der auf mich acht gibt - und das beste Examen werde ich auch hinbekommen!'
Aber war das so frühe Zubettgehen auch notwendig? Eine Stunde später würde es sicher auch tun. Das war Lillis Meinung, die sie aber vorsorglich bisher für sich behalten hatte. Mit dem Onkel war über solche Sachen nicht zu reden. Erziehungsfragen werden mit den Zöglingen nie diskutiert. Das war Onkels Maxime, die Lilli schon ein paar mal zu Gehör gebracht worden war. Einmal sogar während Onkel Ottos Popoauahand wieder mal in Aktion war. Popoauahand und Festhaltehand! Lilli hatte zum Thema 'Erzogenwerden' ihre ganz eigene Wortwelt entwickelt. Es machte es leichter für sie ihre kindliche Rolle anzunehmen, die sie hier seit ihrer Einwilligung inne hatte.
Aber auch kleine Mädchen wissen wie eine Taschenlampe funktioniert und wie man mit ihrer Hilfe Fehlentscheidungen von Erziehungspersonen bezüglich zu strikter Schlafanweisungen korrigieren konnte.
Von halb zehn bis zehn durfte Lilli sowieso noch im Bett lesen. Das tat sie auch immer mit Vergnügen, wobei der Onkel sehr genau darauf achtete, was sie las. Aufregendes durfte das nicht sein. Lilli sollte ja hinterher schnell einschlafen und auch nachts nicht unter Albträumen leiden. Acht Stunden Schlaf - das war das Maß, das der Onkel festgesetzt hatte. Und da er außerdem fand, dass Morgenstund Gold im Mund hat, hieß es um Sechs in der früh aufzustehen. Punkt Sieben saß Lilli dann auf ihrem Studierstuhl. Natürlich hatte sie anfangs gequäkt deshalb. Doch eine kurze 'Popobehandlung' hatte sie einsehen lassen, dass auch hierüber nicht diskutiert werden konnte. Und im Nachhinein musste sie Onkel Otto sogar Recht geben. Gerade früh morgens ging Lilli das Lernen besonders leicht von der Hand.
Trotzdem. Die 'Lampe der Versuchung' war in Lillis Hände gefallen. Eine Nacht lang hatte sie unter dem Kopfkissen versteckt gelegen, ohne zum Einsatz zu kommen. Doch schon in der nächsten Nacht war Lilli den Lockungen des verbotenen Lesens erlegen.
Lilli war natürlich nicht blöd. Für die nächtliche Lektüre im Lesesaal 'Unterderdecke' hielt sie ein gesondertes Buch bereit. Der Onkel war ein überaus guter Beobachter. Schnell hätte er gemerkt, dass Lilli viel zu schnell mit ihrem offiziellen Nachtbuch vorankam. Außerdem - wenn schon verboten, dann richtig verboten. Lilli hatte sich einen richtig spannenden Krimi ausgesucht.
Und genau der lockte sie jetzt wieder unter die Bettdecke. "Noch ein viertel Stündchen!" flüsterte Lilli begierig. Lampe an - dort weitergelesen wohin der Daumen wies!
Plötzlich wurden die Stimmen unten lauter. Etwas schepperte über den Boden. Ein umgefallener Stuhl möglicherweise. Lilli knipste rasch die Lampe aus, und ihr Kopf schoss unter der Bettdecke hervor. Sofort wusste sie, was passiert war. Es war stockdunkel. Durch die handbreit weit offene Tür drang kein Licht mehr.
- Eine Einrichtung, im beiderseitigen Interessen. Lilli mochte nicht mit geschlossener Tür schlafen, und Onkel Otto mochte immer gern wissen, ob Lilli auch ordentlich schlief. -
Die Straßenlaternen schienen auch ausgefallen zu sein, denn das Fenster war kaum zu entdecken. Unten rumorten die Männer immer noch herum. Jemand stieß gegen etwas und fluchte. Dann flackerte ein ganz schwaches Licht. Aber nur kurz. 'Streichhölzer' dachte Lilli. Und dann noch: 'Warum nimmt Onkel Otto denn nicht die...' Lilli ließ die Taschenlampe erschrocken los. Es war so als glühe die plötzlich heiß. "Oh nein!" stöhnte Lilli und gleichzeitig hörte sie Onkel Otto unten schimpfen. "Wo ist denn bloß die Taschenlampe?"
Lilli starrte mit großen Augen in die Dunkelheit. Vorsichtig tastete sie nach der Lampe. Die war gar nicht heiß. Dafür fühlte sich jetzt aber Lillis Gesicht heiß an, heiß bis zu den Ohren. Und noch ein weiterer Körperteil war von dieser Empfindung betroffen. Wobei bei dem diese Hitze bald keine Einbildung mehr sein würde.
Aber Lilli hatte in den letzten Tagen einiges gelernt. Jetzt das offensichtliche nicht zu bekennen, und vor allem Onkel Otto dort unten in sinnloser Weise nach seiner Lampe suchen zu lassen, würde sie in nur noch größere Schwierigkeiten bringen. Lilli griff nach der Lampe, sprang aus dem Bett und rief auch schon: "Ich hab sie, Onkel Otto! Ich hab sie!" Damit knipste sie sie an. Im Licht der Lampe hüpfte Lilli auf nackten Füßen die Treppe herunter. Unten am Absatz stand schon Onkel Otto. Selbst bei der spärlichen Beleuchtung war nicht zu übersehen, dass seine Miene nichts Gutes verhieß. Wortlos nahm er ihr die Lampe ab, legte seine Hand in ihren Nacken und schob sie zu den 'Onkel' ins Wohnzimmer. Die waren gerade dabei Kerzen aufzustellen, die man inzwischen gefunden hatte. "Hallo Lilli!" sagte Onkel Franz etwas überrascht, aber noch ganz freundlich. Ihm waren die Zusammenhänge natürlich noch nicht klar.
Das sollte sich aber schnell ändern. Bevor Lilli seinen Gruß auch nur erwidern konnte fragte Onkel Otto schon scharf: "Was machst Du mit der Lampe da oben, Lilli?"
Vollkommene Ehrlichkeit war nun angesagt. Der Onkel hatte sich sowieso schon alles zusammengereimt, schien es. Lilli holte tief Luft. Sie wollte jetzt nicht vor den Onkels weinen, obwohl ihr sehr danach war und sie auch wusste, dass die sie sehr wohl bald weinen und noch viel Schlimmeres hören würden.
"Ich hab gelesen! Onkel Otto!" sagte Lilli leise und sehr schuldbewusst. "Heimlich!" fügte sie noch leiser hinzu.
"Verbotenerweise!" setzte Onkel Otto noch einen drauf. Die beiden anderen Männer waren mit dem Kerzenaufstellen fertig und setzten sich. Sie schauten schweigend und mit ernsten Mienen zu.
"Ja, Onkel Otto! Ich weiß!" seufzte Lilli. Und dann merkte sie, dass das eine etwas zu schwache Antwort war. "Ich mach es nie wieder, Onkel Otto!" jammerte sie.
"Seit wann geht das so?" Er sprach jetzt in einem inquisitorischen Ton.
"Seit... seit...!" Lilli war etwas abgelenkt als sie Onkel Otto in bekannter Manier nach einem der Stühle mit gerader Rücklehne greifen sah. Aber was hatte sie schon erwartet. "... seit vorgestern, Onkel Otto! Da hab ich zufällig die..."
Er ließ sie gar nicht ausreden. Schon daran erkannte Lilli, dass er wirklich böse auf sie war. "Und da hast Du gedacht, was scheren mich die Vorschriften vom dummen Onkel Otto! Ich weiß ja besser, was für mich gut ist! Nicht wahr?"
"Nein! Nein, Onkel Otto! Nein! Ehrlich nicht!" Das war gemein. Er musste doch wissen, dass sie nie, nie, nie 'dummer Onkel Otto' gedacht hätte.
"Was hast Du dann gedacht, mein Kind?" Er setzte sich auf den Stuhl, knipste die Lampe aus und reichte sie Onkel Hein. "Hier, nimm mal, Hein!"
Lilli kaute auf ihrer Unterlippe. Ihre Finger waren ineinander verschränkt und kneteten sich gegenseitig nervös. "Ich... ich...!" Lilli fiel echt nichts ein. "Ich tue es nie wieder, Onkel Otto!" Sie beobachtet Onkel Otto dabei, wie er sein Hose glatt strich - den Ort von Lillis Bestrafung schon einmal vorbereitete.
"Komm her, Lilli! Du weißt was ich jetzt tun muss, ja?"
Erst jetzt kam Lilli zu Bewusstsein, worin sich diese Bestrafung von allen anderen bisher erhaltenen unterscheiden würde. "Onkel Otto! Bitte, bitte nicht hier, Onkel Otto!" Ihr Kopf deutete kurz auf die beiden hinter dem Tisch sitzenden Onkels.
"Und warum etwa nicht, mein Mädchen?" Er hob die Hand und griff nach Lilli.
Wie sehr sie es hasste, wenn er sie Dinge fragte, die doch offensichtlich waren, und dazu noch überaus peinlich. Doch es galt hier ein striktes Antwortgebot. Fragen Onkel Ottos durften niemals ignoriert werden.
"Onkel Hein und Onkel Franz sind doch hier! Da schäm ich mich so!" Lillis Blick wandte sich dem Boden zu. "Können wir nicht oben...? Onkel Otto?" flehte sie, während sie schon ganz automatisch ihre Hand in die sich ihr anbietende legte.
"Können wir nicht, Lilli! Es ist gut, dass Du dich schämst. Unter der Bettdecke lesen! Hein, Franz? Ist das nicht wirklich kindisch?"
Die zwei murmelten ihre Zustimmung. "Jo, dat kannst wohl sagen!" Lilli ließ sich ohne Widerstand genau in die Position geleiten, aus der heraus ein Überlegen sehr einfach möglich war. Sie wartete eine Aufforderung dazu gar nicht erst ab. Den Boden anstarren zu können war ihr jetzt ein großes Bedürfnis. Vielleicht gelang es ihr ja sogar die Zuschauer zu vergessen.
Doch das klappte natürlich nicht. Als sie fühlte, wie der Saum ihres Nachthemds langsam nach oben glitt, wurde ihr klar, dass noch ganz andere Peinlichkeiten auf sie warteten. Irgendwie gelang es ihr noch jedes mal wieder die Tatsache zu verdrängen, dass Popohaue im Hause Nukem immer - IMMER - auf den blanken Po verabreicht wurde.
"Onkel Otto!" stöhnte sie und wagte es sogar nach hinten zu greifen, um den Saum an seiner Aufwärtsbewegung zu hindern. "Dann sehen sie doch meinen Nackipo! Bitte nicht, Onkel Otto!"
"Hände weg, Lilli!" war Onkel Ottos knapper aber dafür um so schärferer Kommentar. Lilli zuckte zusammen und in Null-Komma-Nix lagen ihre Hände wieder auf dem Fußboden. Onkel Otto legte das Nachthemd schön sorgfältig auf Lillis Rücken zusammen. Ihr rosa Höschen war nun für alle sichtbar. Lilli hätte vor Scham im Boden versinken können. Vor allem, weil sie nicht mehr die geringste Hoffnung hatte, dass der Onkel es ihr lassen würde.
"Sie will ihren Popo nicht herzeigen! Habt ihr so was schon mal gehört?" Das klang echt empört und gar nicht ironisch. Und die Onkels reagierten entsprechend. "Dasscha 'n staaken Stück!" meinte Hein. "Mein Jule, de Deern, muss dat jo ok immer. Dabei is de nu scho 45 Jahr. Aber wenn se ma wieder ne große Klappe hat, ... !"
Lillis Mund klappte auf vor Verblüffung. Sie wusste sehr wohl, wer Jule war. Für sie war das Tante Jule. Die war sicher fast so alt wie ihre Mutter. Die Tochter von Hein. Die wohnte jetzt wieder bei ihren Eltern, seit sie geschieden war. 'Und die kriegt sie auch noch?' fragte sich Lilli. "Jo, jo! De Deern de kann schon bannig frech sein!" gab Franz unnötigerweise seinen Senf dazu.
"Kiste hoch, Lilli!" Onkel Otto klapste Lilli auf die Hüfte. "Oh, Onkel Otto! Bitte...!" Doch gehorsam stemmte sie ihre Zehen auf den Boden und hob ihren Bauch von Onkel Ottos Schoß. Schnell war der Popo freigelegt - das Höschen den halben Weg bis zu den Knien herangerutscht. Lilli fühlte wie kühle Luft über ihre Backen strich und ihr gleichzeitig das Blut ins Gesicht schoss. 'Jetzt sehen alle meinen Nackipo!' dachte sie verzweifelt. Wobei 'Nackipo' wieder mal eines dieser kindlichen Wörter war, die ihr halfen die Peinlichkeit ein wenig vor sich selbst herunter zu spielen. "Schieb mal die Kerze da weiter nach links, Hein! Will doch sehn was ich tu!" sagte Onkel Otto.
Lilli war nun also perfekt in Stellung gebracht und ausgeleuchtet um ihre verdiente Bestrafung entgegen zu nehmen. Und Onkel Otto fackelte nicht lange. Schon klatschte seine Hand mit einigem Schwung auf. Lilli zuckte zwar zusammen, hatte sich aber fest vorgenommen den Zuschauern kein lächerliches Schauspiel zu liefern. Sie biss die Zähne zusammen. Nein, Schreien und Heulen wollte sie nicht! Was für ein aussichtsloses Unterfangen. "Du meinst also Du kannst einfach meine Anweisungen umgehen, was, Lilli?" Schimpfe und Haue gleichzeitig zu empfangen war eine besondere Qual. Vor allem weil Onkel Otto dies oft in Fragen tat, und Fragen im Hause Nukem ja grundsätzlich zu beantworten waren.
"Nein! Autsch! Ich mach das nie wieder! Autsch! Onkel Otto!" Wenn sie sprechen musste waren gelegentlich eingesprenkelte Wehbekundungen nicht zu verhindern. Außerdem zuckten Lillis Beine auch schon jedes mal sichtbar in die Höhe, wenn sie des Onkels Hand traf.
"Da gifft he ihr bannig wat op" hörte sie zu allem Franz auch noch beeindruckt zum Besten geben. "Na ja!" meinte Hein dazu, der ja offensichtlich im Haue verabreichen der Erfahrenere war. "Dat brukt de aver ok. Ischa n bannig grote Deern, nä?"
'Klar bin ich schon groß!' dachte Lilli wütend. Doch es war nur eine ganz kleine Wut. Zu sehr war sie damit beschäftigt ihre Reaktionen auf das schnell unerträglich werdende Brennen auf ihrer Rückseite halbwegs unter Kontrolle zu halten. "Die Lesezeit um halb zehn ist ab sofort erst mal gestrichen!" verkündete Onkel Otto und versetzte den beiden zappelnden Pobacken nach jedem extra betonten Wort einen Hieb.
"Neiiiiiin, bitte Onkel Otto! Nein bitte das nicht!" schrie Lilli nun. Die Onkels waren vorerst vergessen. Schon um halb zehn das Licht aus. Das sollte Onkel Otto sofort wieder zurücknehmen. Doch der dachte gar nicht dran. "Doch Lilli! Genau so machen wir es!" bestätigte er noch mal. Lillis Ausgangsvoraussetzungen in dieser Diskussion waren denkbar ungünstig. Ihr Popo wollte unbedingt weg von der schmerzspendenden Hand. Lilli wand sich wie wild. Doch Onkel Otto hatte sie wieder bei der Taille gepackt. Das Ergebnis war das selbe wie beim ersten Mal. Zuguterletzt war die gesamte Sitzfläche puterrot. Und Lilli schrie ihre Entschuldigungen und Beteuerungen heraus.
Dann war plötzlich Schluss. Die beiden Zuschauer überbrückten die Wartezeit, bis Lilli sich soweit beruhigt hatte, dass Onkel Otto sie vom Schoß lassen konnte, mit mehr oder weniger sinnigen Bemerkungen.
"Saftiges Rot!" diesmal war es sogar Hein, der eine gewisse Begeisterung zeigte. Und wirklich, im Schein des warmen Kerzenlichtes wirkte das Rot wirklich sehr satt.
"Nimmt ihr keiner wieder ab!" beeilte sich Franz auch was zu sagen. Lilli hörte von all dem nichts.
Onkel Otto gelang es immer noch nicht, seine Enttäuschung ganz zum Verschwinden zu bringen. "Da liest die einfach unter der Bettdecke!" Er seufzte. "Seit wann geht das nun so, Lilli?" Das hatte er zwar schon vorher gefragt, aber da war er so aufgebracht gewesen, dass er Lillis Antwort gar nicht wahrgenommen hatte. "Seit Vorgestern, Onkel Otto! Bitte ich mach es nie mehr wieder!" schluchzte Lilli. Das war das Schlimmste, dass der Onkel noch immer nicht wieder gut mit ihr war. Das sollte er aber - unbedingt!
"Und ich mach mir schon Sorgen, warum das Mädchen morgens immer noch müde wirkt! - Na warte, ich werde die Nachtruhe ab jetzt sehr genau kontrollieren, meine Liebe!" 'Ja! Ja! Ja, kontrollier doch, Onkel Otto!' dachte Lilli, 'aber nur wieder gut sein!'
Doch er war es immer noch nicht. Unsanft stellte er die bitterlich weindende Lilli auf die Füße. "Los, zieh das Höschen hoch!" fuhr er sie an, als ob es ihre Schuld war, dass es nicht an seinem ordnungsgemäßen Platz steckte. Schluchzend kam Lilli auch dieser Anweisung nach. Augen und Popo reibend stand sie da wie ein Häuflein Elend.
"Ihr müsst mal kurz warten. Ich bring sie eben wieder ins Bett!" Ottos Ton war ungemildert. Doch da kam Onkel Franz Lilli zu Hilfe. "Otto!" sagte er mahnend. "Sie hat jetzt aber ihr Fett weg!"
Onkel Otto schaute ihn überrascht an. "Ja! Ja! Ja!" murmelte er abwiegelnd. Doch sein "Sag gute Nacht, Lilli!" hörte sich schon sehr viel sanfter an. Lilli hätte Onkel Franz um den Hals fallen können. Vielleicht wurde jetzt ja noch alles gut. "Gute Nacht, Onkel Franz! - Gute Nacht, Onkel Hein!" sagte sie noch immer schniefend, aber der Versuch eines Lächelns klappte schon fast wieder.
"Gute Nacht, Lilli! Schlaf gut!" kam es unisono zurück. Dann legte Onkel Otto Lilli die Hand in den Nacken und führte sie aus dem Wohnzimmer und die Treppe nach oben. Es fiel kein Wort. Lilli zermaterte sich das Hirn darüber, was sie nun sagen sollte. Oben in ihrem Zimmer sahen sie sich beide an und plötzlich fingen beide an zu sprechen. "Das war so doof und böse von mir!" sagte Lilli. "Na, wollen wir wieder gut sein!" sagte Onkel Otto. Beide mussten lachen. Lilli fiel Onkel Otto um den Hals. "Ich hab Dich lieb, Onkel Otto!" strahlte sie. "Na ich Dich doch auch, Lilli!" Lilli schmiegte sich eng an, und Onkel Otto streichelte ihr Haar. Dann klapste er sanft auf ihren Po. "So, jetzt aber ab ins Bett, ist ja schon spät!" Lilli machte "Au!" aber lachte dabei. Hatte auch gar nicht weh getan. Onkel Otto schlug die Bettdecke hoch. "Bauch?" fragte Lilli ein wenig besorgt. "Bauch!" bestätigte Onkel Otto. Und schon lag Lilli im Bett und wurde fachgerecht zugedeckt. "Nacht, Lilli!" Noch einmal strich Onkel Ottos Hand über ihr Haar.
Er ging zur Zimmertür. "Wann wohl der Strom wiederkommt?" fragte er mehr sich als Lilli. Doch dann drehte er sich plötzlich noch einmal um und starrte dorthin wo in der Dunkelheit Lilli sein musste.
"Was für ein Buch war es denn eigentlich, Lilli!"
'Oh nein!' dachte Lilli. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. Sie wollte nicht, dass Onkel Otto heute noch mal ihretwegen sauer wurde. "Darf... darf... darf ich das morgen beim Frühstück sagen, Onkel Otto?" Sie klang so flehentlich, dass der Onkel nicht anders konnte als. "Ok!" zu sagen.
"Danke, Onkel Otto!" flüsterte Lilli noch. Aber das hatte er sicher nicht mehr gehört, denn seine Schritte waren schon auf der Treppe. Lilli lag bäuchlings unter der Decke. Doch das war viel zu warm. Der Popo glühte ja förmlich. Außerdem drückte die Decke auch darauf. Das war unangenehm. Vorsichtig schob Lilli die Decke zur Seite. Das war besser so. Eigentlich fühlte sich der Popo jetzt gar nicht so schlecht an. Richtig warm! Ein Gedanke bezüglich des spannenden Buches wollte sich in die Ruhe zwängen. Doch Lilli schob ihn weg. "Morgen!" flüsterte sie schläfrig. Und dann dachte sie noch, dass Popohaue echt anstrengend sei. Und dann noch einmal, dass sie Onkel Otto ganz lieb habe und ihm nie mehr wieder Sorgen machen wolle. Und dann dachte sie gar nichts mehr, sondern schlief selig.

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